Ich befinde mich gerade in der Mediothek der
Kantonsschule. Die Atmosphäre gefällt mir sehr gut. Vor mir ist ein großes
Fenster, dazu noch eine wunderschöne Aussicht. Ich sitze in einem sehr bequemen
Stuhl. Mit entspannender Gitarrenmusik lese ich mein Buch weiter. Meine
Motivation hält sich in Grenzen. Ich bin noch sehr müde und muss aufpassen,
dass ich während dem Lesen nicht einschlafe. Trotzdem gehe ich meinen
Verpflichtungen nach und lese. Endlich passiert das, was geschehen musste.
Durch die Zeitung wird die ganze Gesellschaft auf Katharina aufmerksam. Die
Unterstellungen und Verdächte werden der ganzen Gesellschaft preisgegeben. Es
ist kein Geheimnis mehr. Katharina wird beschuldigt in die Verschwörung verwickelt
zu sein. Sie sei die Geliebte von Götten. Außerdem vermutet man, dass sie an
dem Raubüberfall beteiligt war.
Es wird nie mehr so sein, nie mehr. Sie machen das Mädchen fertig. Wenn nicht die Polizei, dann die Zeitung, und wenn die Zeitung die Lust an ihr verliert, dann machen`s die Leute.Die verlorene Ehre der Katharina Blum (Buch), S. 40
Das Klischee der Journalisten bestätigt sich. Sie
denken nur an sich. Sie machen alles für Informationen und sind dabei sehr
aufdringlich. Sie kennen keinen Anstand und Moral. Im Buch steht, dass sie
sogar zu Katharinas schwerkranken Mutter gegangen sind um ihre Informationen zu
sammeln. Katharinas Mutter ist krebskrank. Die arme Frau hat sich ihre Zeit vor
dem Tod sicherlich anders vorgestellt. Anstatt mit ihren Liebsten die Zeit zu
verbringen, wird sie von Journalisten befragt. Ich bin fest davon überzeugt,
dass sie sich nicht mit wildfremden Journalisten abgeben will, welche ihre
Tochter in ein schlechtes Licht stellen wollen. Wer, Bitteschön hat so wenig
Anstand und macht so etwas?
Ein wichtiger Punkt, den ich noch erwähnen will.
Ich stelle mir schon seit Anfang immer dieselbe Frage. Ist Katharina schuldig
oder nicht? Hatte sie auf irgendeine Art gegen das Gesetz verstoßen? Ich kann
nur sagen, sie ist nicht unschuldig. Katharina half Götten unbemerkt aus ihrer
Wohnung zu verschwinden. Als sie seine Flucht ermöglicht hatte, musste sie
Mitwisserin gewisser Straftaten gewesen sein.
Trotzdem tut mir diese Katharina
Blum sehr leid. Es ging natürlich nicht an ihr vorbei, was man über sie
berichtete. Selbstverständlich hatte sie die Zeitung auch gelesen. Aber
Katharina ist nicht dumm. Sie hinterfragt das Ganze. Ihr Wunsch ist es, ihre
verlorene Ehre wiederherzustellen. Was sie auch nicht verstehen kann ist, woher
die Presse über die Männerbesuche Bescheid wusste. Als Erklärung sagte man ihr
das:
"Durch ihre Bekanntschaft mit Götten sei sie jetzt eine Person der
Zeitgeschichte und damit Gegenstand berechtigten öffentlichen Interesses."
(Die verlorene Ehre der Katharina Blum, S. 60)
Ist das alles? Ist das die
Entschuldigung dafür, dass Katharinas Leben auf den Kopf gestellt wurde? Die
ganzen Leute werden mit falschen Informationen über Katharina gefüttert. Die
Journalisten verformen die Tatsachen. Es geht gar nicht mehr darum die Wahrheit
heraus zu finden, sondern möglichst interessante Artikel zu verfassen. Ihre
Aufgabe ist es die Welt, die Leute zu unterhalten. Sie zu überraschen. Sie
nehmen das mit der Wahrheit nicht so genau. Ihnen ist es egal, was Katharina
durchmachen muss. Schließlich sind sie nicht an ihrer Stelle. Es kann ihnen
komplett egal sein. Doch das Schlimme daran ist, dass Katharina nichts dagegen
unternehmen kann. Katharina kann nur zusehen, wie ihr Leben gerade zerstört
wird. Zerstörung und auch Verstörtheit, ist an ihr bemerkbar geworden. Was
etwas sehr Natürliches ist, wenn man die Situation anschaut in der sich
Katharina gerade befindet. Mir ist klar, dass Katharinas Rolle untersucht
werden muss, doch ist diesen Journalisten überhaupt klar was sie damit
anrichten? Was wäre wenn dieses Schicksal ihnen zusprechen würde?
Was mich
sehr verwundert hatte, war wie schnell sich dein oder Katharinas Schicksal
verändern kann. Vor kurzem war sie eine ganz normale, nicht auffällige Person.
Und plötzlich befindet sie sich auf Titelblätter der Zeitung und man spricht
nur noch von ihr. Von ihrem Leben und von ihrem angeblichen Liebhaber Ludwig
Götten.
(Kapitel 21-30)
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