Dienstag, 20. Januar 2015

Der Tod und der Mord

Irgendwann wird jeder von uns gehen. Man weiß nicht wie und wann. Doch es wird passieren. Und ich hoffe, dass niemand kurz vor seinem Tod mit unschönen Fakten über sein eigenes Kind konfrontiert wird. Denn genau das passierte Katharinas Mutter. Werner Tötges konnte es nicht lassen und tat alles dafür um in Kontakt zur Mutter von Katharina zu kommen. Das gelang ihm auch. Man teilte Katharina mit, dass ihre Mutter infolge eines Besuchs von Tötges unerwartet gestorben sei. Die arme Frau hatte gerade eine Krebsoperation hinter sich und sei deshalb ruhebedürftig. Tötges brachte den Kessel zum Überlaufen. Die ganze Geschichte über ihre Tochter Katharina war einfach zu viel. Ein zu großer Schock. Und was war Tötges Grund für seinen Besuch? Die Mutter von Katharina ist ebenfalls eine "Person der Zeitgeschichte". Das was Tötges hier abgezogen hatte ist einfach unmenschlich. Niemand hat so wenig Respekt wie er. Das ist eine Frechheit, kurz vor dem Tod einen Besuch abzustatten und ihr solch unschöne Dinge zu erzählen. Offenbar ist es die Pflicht dieser Zeitungsleute, unschuldige Menschen um Ehre, Ruf und Gesundheit zu bringen.
Katharina hatte eine Sorge mehr. Zuerst musste Katharina auf das Polizeirevier und wird dort vernommen. Später wird sie das Fressfutter der Zeitungen. Die Gesellschaft wendet sich von ihr ab und wird ihr Feind. Und zu guter Letzt stirbt ihre Mutter, der Auslöser ist ein Journalist. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass Katharinas Leben im Moment eine Katastrophe ist. Ich kann mir fast nichts Schlimmeres vorstellen.
Es gab aber auch Abschnitte im Buch, welche mich positiv überrascht haben. Anders gesagt, eine Person hat mich sehr überrascht. Ludwig Götten. Er wird als kriminell bezeichnet. Für mich ist kriminell etwas Negatives. Doch trotzdem ist er ein anständiger und ehrlicher Krimineller. Götten wurde gefasst und er wurde befragt. Er hat Katharina nicht belastet. Er hat mit großer Zuneigung und fair von ihr und über sie gesprochen. Genau das zeigt Größe. Er zieht sich nicht in den Dreck oder macht sie mit verantwortlich. Außerdem hat er, als er Katharina kennenlernte, sie nicht angelogen. Er hat gesagt, dass er von der Polizei gesucht wird. Was er alles genau verbrochen hatte, hat er ihr verschwiegen. Aber er hat sie nie angelogen.

Das Verhältnis zwischen Katharina und Sträubleder. Er wird auch als Herrenbesuch von Katharina bezeichnet. Doch ich finde das nicht ganz korrekt. Denn er hat Katharina regelrecht verfolgt. Sie ließ sich einmal von ihm nach Hause fahren und seitdem schickte er ihr Blumen und schrieb ihr Briefe. Doch Katharina hatte keinerlei Interesse. Obwohl er sehr wohlhabend ist. Außerdem ist er in der Politik und Wirtschaft und Wissenschaft sehr bekannt. Eigentlich ein perfekter Mann. Doch auf Katharina hatte er einfach nicht den richtigen Reiz ausgeübt. Im Gegensatz zu Ludwig hat er keine Chance bei Katharina.

Die Situation in der sich Katharina befand, hatte sich sehr verbessert. Götten wurde verhaftet und die Vernehmungen von Katharina wurden abgeschlossen. Trotzdem, dass was in den Zeitungen über sie geschrieben wurde, konnte man nicht einfach so löschen. Das wird in ihrem Leben nie in Vergessenheit geraten. Es bleibt immer publik.
Doch was ist jetzt mit dem Mord von Werner Tötges? Am Anfang des Buches stand geschrieben, dass Katharina zum Kriminaloberkommissar ging und sich stellte. Sie habe Werner Tötges in ihrer eigenen Wohnung erschossen. Ich schaue aus dem Fenster, diesmal bei mir Zuhause.  Ich blicke zurück und überlege mir ob sie es wirklich getan hatte. Hat sie Werner Tötges wirklich erschossen? Es wird interessant. Ich bin jetzt total gespannt und kann es kaum abwarten. Ich sitze senkrecht auf meinem Sofa. Vertieft in das Buch.
Jetzt wo ich fast am Ende des Buches bin, ist mir klar, dass Katharina einen guten Grund dafür gehabt hätte. Denn Werner Tötges war der Auslöser für den verfrühten Tod von Katharinas Mutter. Das ist nicht der einzige Grund. Viele Artikel und Schlagzeilen wurden von ihm geschrieben und durch ihn publiziert. Katharina hat Tötges in ihre Wohnung gelockt, weil er glaubte, sie würde mit ihm ein Interview führen.
"Man weiß, wie das ausging." Die verlorene Ehre der Katharina Blum, S. 119
Hier steht es also schwarz auf weiß geschrieben. Katharina ist eine Mörderin. Sie hat tatsächlich Tötges in ihrer eigenen Wohnung erschossen. Wer hätte das gedacht?

(Kapitel 41-52)

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